Fächerübergreifendes Curriculum für die Berufs- und Studienorientierung
Angesichts des raschen Wandels in der Arbeitswelt sehen sich junge Menschen in einem sehr viel höheren Maße mit Ansprüchen von Seiten der Gesellschaft in Bezug auf ihre Leistungsfähigkeit und Selbständigkeit konfrontiert, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Dies gilt in besonderer Weise auch für ihre Berufswahl und Lebensplanung. Dabei werden sie mit dem Strukturwandel in Gesellschaft und Arbeitswelt aber auch mit den Auswirkungen der Globalisierung konfrontiert. Vor diesem Hintergrund ist die Wahl des einen „Berufes für das Leben“ nahezu obsolet.
Immer mehr lösen sich feste Berufsfelder und –rollen auf. Eine lineare persönliche Bildungsbiographie und auch sichere Planungsperspektiven erscheinen aufgrund der Flexibilitätswünsche und Veränderungsdynamiken in der Wirtschaft nahezu unmöglich.
Diese rasante Veränderung der Arbeitswelt stellt somit auch die an dem Bildungsprozess beteiligten Institutionen vor neue Aufgaben. Die Berufs- und Studienorientierung soll dazu beitragen, dass die Schülerinnen eigene Wünsche, Neigungen und Interessen entdecken, erforschen und hinterfragen. Ferner sollen persönliche Erfahrungen reflektiert und eingeschätzt werden. Die nötigen Fähigkeiten vermittelt der Unterricht in bzw. die Beschäftigung mit der Berufs- und Studienorientierung.
An der Maria-Ward-Schule erfolgt die Bindung der Berufs- und Studienorientierung curricular angelehnt an das Fach „Arbeitslehre“ in der Realschule und an „Politik und Wirtschaft“ in der Oberstufe des beruflichen Gymnasiums. Jedoch begreifen und schulen wir die Berufs- und Studienorientierung als Querschnittsaufgabe, zu der zunächst jedes Fach seinen fachspezifischen Beitrag leistet. Darüber hinaus fördern wir im Unterricht und durch unsere weiterführenden Angebote und Aktivitäten überfachliche Kompetenzen wie Selbständigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit, Kritikfähigkeit sowie Methoden- und Medienkompetenz, die dazu beitragen, individuell die Grundlagen der Ausbildungs- und Studienreife zu schaffen. Wir bereiten auf Vorstellungsgespräche gezielt vor und reflektieren individuell und in Gruppen die Erfahrungen der Schülerinnen.
Im Bewusstsein, dass Schule allein eine neigungs- und fähigkeitsbezogene Orientierung nicht leisten kann, unterhalten wir enge Kooperationen mit Partner aus der Wirtschaft, den Universitäten im Umland und der Bundesagentur für Arbeit.
In der Mittelstufe sollen die Schülerinnen in einem ersten Betriebspraktikum die Arbeit in ihrer vielfältigen Bedeutung und Form als Elementarfaktor für die Menschen und ihren Lebensraum erkennen, ihr einen persönlichen Stellenwert zuordnen und erste Erkenntnisse über eigene Fähigkeiten und Neigungen gewinnen können.
In der Oberstufe zielt die Berufsorientierung an unserer Schule auf eine kritisch-produktive Auseinandersetzung mit der Berufs- und Arbeitswelt, aber auch auf konkrete Informationen und Hilfen zur Studien- und Berufswahl ab. Das zweite Betriebspraktikum am Ende der Einführungsphase soll bereits auf eine konkrete, interessengeleitete Studien- bzw. Berufswahl vorbereiten. Eine Hilfestellung für die nun konkret werdende Studien- bzw. Berufswahl ermöglichen wir durch den Besuch von Hochschulinformationstagen und anderen Informationsveranstaltungen.
Neben den fest in den einzelnen Jahrgangsstufen verankerten Maßnahmen haben die Schülerinnen jederzeit die Möglichkeit, in den regelmäßigen Schulsprechstunden der Bundesagentur für Arbeit Hilfestellungen zur Berufs- und Studienorientierung zu erhalten. Gezielte Hinweise auf Studium und Berufsausbildung liefern zudem unsere Pinnwände im Eingangsbereich unseres Schulgebäudes sowie regelmäßig durch die Lehrer des Faches Arbeitslehre, die Oberstufenkoordinatorin und die Tutorinnen und Tutoren weitergeleitetes Informationsmaterial.
Insgesamt wollen wir in einer immer unübersichtlicher sich darbietenden Erwerbswelt das Spektrum vorhandener Berufsfelder darstellen und einen ersten Einblick in die Struktur einzelner Berufe ermöglichen und damit Wege nach dem Realschulabschluss bzw. nach dem Abitur aufzeigen – sei es für ein Studium oder für eine berufliche Ausbildung. Wir bemühen uns gemeinsam auch mit Hilfe externer Partner, die bestmöglichen Informationsquellen zu erschließen, um den Heranwachsenden ein Koordinatensystem zu vermitteln, in dessen Bezugsrahmen sich individuell sehr unterschiedliche Suchbewegungen entwickeln können. Am Ende dieses Prozesses soll eine möglichst reflektierte und selbstverantwortliche Entscheidung für eine Ausbildung, ein Studium oder den weiteren Schulbesuch stehen.
Dr. Leonie Fuhrmann