Das Leid migrierender Kinder und Jugendlichen aus Mittelamerika in die USA ist aufgrund der aktuellen politischen Situation vor Ort präsenter denn je. Dirk Reinhardt greift diese Thematik in seinem Jugendroman Train Kids auf und erzählt auf bewegende Weise von einer lebensbedrohenden Reise in die Ungewissheit aus Sicht jener jungen Heranwachsenden, die der Armut und der zunehmenden Bandenkriminalität ihrer Heimat entfliehen. „Nicht selten sind sie jedoch auch getrieben von der großen Sehnsucht nach ihren Müttern, die in ihrer Not ihre Kinder verließen, um in Amerika nach Arbeit zu suchen“, so Dirk Reinhardt.
Mehrere Wochen hielt sich der Historiker und Journalist in den Herkunftsländern seiner Protagonisten auf. Er begleitete Jugendliche aus El Salvador, Guatemala und Honduras ein Stück weit ihres Weges. Sensibel setzt er in seinem Buch ihre persönlichen, zum Teil erschütternden Erzählungen von Angst, Mut und Zusammenhalt, von Gewalt, Hunger und dem Kampf gegen die verschiedensten klimatischen Widrigkeiten um und erreicht einen sehr anschaulichen Einblick. Phasenweise klangen die lebhaft vorgetragenen Zeilen wie ein spannender Abenteuerroman, der immer wieder für Gänsehautmomente bei den Zuhörern sorgte. Spätestens dann jedoch, wenn der Autor eigenes oder von Menschenrechtsorganisationen ihm zur Verfügung gestelltes Bildmaterial zeigte, auf denen gewaltvolle Übergriffe auf Wehrlose zu sehen sind, wurde einem schnell bewusst, dass es sich hierbei um traurige Realität und einzelne menschliche Schicksale handelt.
Im Anschluss an die Lesung erhielten die Schülerinnen der Jahrgangsstufe acht und neun Antworten unter anderem auf die Frage, wie Dirk Reinhardt auf die Idee für sein Buch kam, ob er während seines Aufenthaltes in Gefahr gewesen sei und ob er noch heute Kontakt zu den Jugendlichen hat.
Wir danken Dirk Reinhardt, der der Einladung von Magdalena Schwiklinski gerne gefolgt ist, für diese ergreifende Lesung und freuen uns, ihn schon bald mit seinem neusten Werk Über den Bergen und über das Meer bei uns begrüßen zu dürfen.
Monya Tarara
