Du betrachtest gerade Fast Fashion oder fair tragen

Es geht darum, Mode verantwortungsbewusst zu konsumieren – Dr. Hildegard Scheu, Mitglied der Organisation FEMNET, veranschaulicht die Problematik in der Bekleidungsindustrie.

Die globale Kleidungsproduktion hat sich seit der Jahrtausendwende mehr als verdoppelt und Studien prognostizieren für die kommenden Jahrzehnte ein weiteres intensives Wachstum. In Deutschland kauft durchschnittlich jeder rund 80 neue Kleidungsstücke im Jahr, so Frau Dr. Scheu. Schnell wechselnde Kollektionen zu günstigen Preisen machen Kleidung zur Wegwerfware. 7% aller kommunalen Abfälle in Stadtgebieten entstehen durch Modekonsum.

Die verheerenden Auswirkungen auf Mensch und Umwelt bei der Herstellung und die Entsorgung von Textilien stellen ein immer größer werdendes Problem dar.

Dr. Scheu berichtete unter anderem von den zum Teil katastrophalen Arbeitsbedingungen bei der Produktion, von der gesundheitlichen Gefahr durch den Einsatz schädlicher Chemikalien bei der Herstellung von Textilien und der Verseuchung der Meere durch Mikroplastik aus Polyesterstoffen.

Nur wer die sozialen und ökologischen Zusammenhänge versteht und über die Möglichkeiten zu nachhaltigem Konsum Bescheid weiß, wird Entscheidungen anders fällen.

Im Vorfeld wurden die Schülerinnen der Klassen 9a und 9c aufgefordert anhand ihres Lieblingskleidungsstückes Informationen zu Material, Herstellung und Händler zusammenzutragen. Vier Schülerinnen teilten ihre Erfahrungen, die sich in diesen Punkten sehr voneinander unterschieden. Ob Trikot oder Fleecepulli, es ist nicht immer leicht, die Produktionswege nachzuvollziehen.

Doch es tut sich was. Einen wichtigen Beitrag soll die Kennzeichnung von Kleidung durch Siegel leisten. Sie bieten beim Kauf eine gute Orientierungshilfe. Jedem Siegel liegt ein Regelwerk für die ökologische und/oder faire Produktion von Bekleidung zugrunde.

Hierzu gehört zum Beispiel das vor zwei Jahren eigeführte staatliche Siegel Grüner Knopf. Es setzt voraus, dass insgesamt 46 Sozial- und Umweltstandards eingehalten werden – von A wie Abwassergrenzwerte bis Z wie Zwangsarbeitsverbot.

Am Ende der aufschlussreichen Präsentation gab Frau Dr. Scheu unseren Schülerinnen Tipps und Anregungen für den nächsten Kleiderkauf oder… einen möglichen Verzicht mit auf den Weg. Denn allem voran steht die Frage „Was brauche ich wirklich?“. Außerdem riet die Referentin, langlebige und hochwertige Kleidung zu kaufen. Das zahle sich auf Dauer aus. Es sollte Kleidung bevorzugt werden, die mit dem Nachhaltigkeitssiegel gekennzeichnet ist. Sortenreine Textilien, z.B. 100% Baumwolle, können am besten recycled werden. Second-Hand-Märkte oder -Läden, Online-Plattformen und Kleidertauschparties, wie sie immer häufiger zu finden sind, bieten zudem die Möglichkeit, gut erhaltene, gebrauchte Kleidung zu kaufen.

Mit gutem Gewissen kann man sich so seine Freude an Mode und Bekleidung bewahren.

Dieser Vortrag zu einem der gesellschaftlichen Megathemen unserer Zeit, ist bei den
Schülerinnen auf großes Interesse gestoßen und hat sicher für ein fundierteres Wissen und möglicherweise auch für ein
anderes Bewusstsein gesorgt.

 

Ein großer Dank geht an Frau Pauly-Kramer, Lehrerin u.a. für textiles Gestalten an unserer Schule, für die Organisation.

Monya Tarara

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