Du betrachtest gerade Erasmus+ | Dr. Leonie Fuhrmann in Finnland und Estland

Education in Finland and in Estonia – Original best practises Benchmarking course for principals 16.4.2023– 22.4.2023

In der dritten Woche der Osterferien habe ich den Kurs Education in Finland and in Estonia – Original best practises Benchmarking course for principals besucht, um von den besonderen Schulsystemen in Finnland und Estland zu lernen.

Der Kurs begann am Sonntag, den 16.4.2023, mit einem Kennlernen und einem gemeinsamen Erkunden der wunderschönen Hauptstadt Finnlands Helsinki. Die Kursteilnehmer kamen aus verschiedenen europäischen Ländern: Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Deutschland, Österreich und Lettland.

Der erste Kurstag verfolgte das Ziel, das finnische Schulsystem mit seinen guten Ergebnissen im weltweiten Vergleich und Best practise Beispiele kennenzulernen. Gleichzeitig ging es darum, Megatrends, futur skills (creatifity, problem solving skills, communication skills, co-operation skills), die Klimakrise und andere drängende Probleme, denen die Gesellschaften ausgesetzt sind, in ihren Auswirkungen auf Schule und unsere Arbeit im System Schule zu reflektieren. Die erste Schule, die wir besuchten, war die Porkkala Upper Secondary School, die spezialisiert ist auf future skills. Lernergebnisse waren zum einen, einen Blick darauf zu entwickeln, wie eine weiterführende Schule mit Oberstufe spezialisiert werden kann und zum anderen die Reflektion über die Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern in Bezug auf Lernszenarien wie z.B. den Erwerb eines Gemeinschaftsgefühls zu schaffen und funktionelle Beziehungen aufzubauen, die ein aktives Handeln im schulischen Umfeld und in der Gesellschaft fördern. In der architektonisch äußerst ansprechenden kommunalen Bibliothek wurden über das Konzept einer modernen Bibliothek, die die Bedürfnisse der Einwohner in verschiedenen Aspekten erfüllt und wie das Wohlbefinden der gesamten Gesellschaft zu verbessern sucht, als Beispiel für Synergien und Nachhaltigkeit diskutiert.

Der zweite Tag führte die Gruppe zum Kyrklätts Gymnasium, einer Schule für die schwedische Minderheit in Finnland, die auf Entrepreneurship spezialisiert ist. Diesen Schwerpunkt präsentierten die Lehrkräfte mit ihren Schülerinnen und Schülern, die während zwei Jahren ihrer Zeit in der Oberstufe eine Schülerfirma gründen und dazu alle notwendigen vorbereitenden Schritte dokumentieren und evaluieren. Ein beeindruckendes Merkmal im finnischen Schulsystem ist die Erziehung der Schülerinnen und Schüler zur Selbstverantwortung für den eigenen Lernprozess.

Am folgenden Tag ging es um die Vermittlung einer Haltung im Angesicht der durch den Klimawandel und die zunehmende Anzahl sich in kurzer Zeit abwechselnden Krisen pro-aktiven und zuversichtlichen Haltung durch Unterricht. Es wurden dazu zahlreiche Unterrichtsmodelle vorgestellt, die in finnischen Schulen praktiziert werden. Am Nachmittag wechselten die Kursteilnehmer den Schulungsort, überquerten mit der Fähre die Ostsee, um in Tallinn vom im letzten Pisa-Test erfolgreichsten Land in Europa best-practise zu lernen.

In Tallinn besuchte der Kurs insgesamt 4 Schulen. Die erste Schule war das Gymnasium 21, eine der renommiertesten und besten Schulen in ganz Estland, an dem Innovation Tradition ist.

Hier stellten die Schülerinnen und Schüler Kurse und Schwerpunktthemen vor. Das freiwillige Engagement der Schülerinnen und Schüler in Bezug auf zusätzliche Schulprojekte und ihre Identifikation mit ihrer Schule waren beeindruckend. Am Nachmittag, nach einem Vortrag zum estnischen Schulsystem in der Universität von Tallinn, wurde das Gymnasium Tallinna Pue besucht, welches Kinder der russischen Minderheit besuchen, die ca. 25% der estnischen Bevölkerung stellen. Diese Schule unterrichtet Kinder von der ersten bis zur zwölften Klasse bilingual in Russisch und Estnisch. Auch in dieser Schule zeigten äußerst engagierte Schülerinnen und Schüler ihre Arbeit, insbesondere ihre Forschungsergebnisse z.B. zur Lärmbelastung im Schulhaus oder für eine lebendige Bibliothek oder einen virtuellen Schulrundgang.

Der letzte Kurstag führte die Gruppe zu einer Schule auf dem Land, ca. 50 Km östlich von Tallinn. Diese Schule, Kuusala Keskool, war in einem sehr lichten und offenen Gebäude untergebracht. Diese Schule ist für ihr großes Angebot an Chören (sechs verschiedenen Chöre bei 680 Schülerinnen und Schülern) und andere, das Curriculum ergänzende Angebote bekannt. Hier wurde uns das Konzept des nationalen und schulspezifischen Curriculums erläutert, das den einzelnen Schulen große Möglichkeiten der Spezifizierung bietet.

Auch auf dieser Schule werden die Kinder von der ersten bis zur zwölften Klasse in einer Schule unterrichtet. Dies und besonders die begleitende Unterstützung, die die Lernenden kontinuierlich und begleitend erhalten, bewirken, dass die Lernerfolge eines Menschen in deutlich geringerem Maße, als es in Deutschland der Fall ist, vom Elternhaus und den individuellen Ausgangsbedingungen abhängig sind.

Die vierte estnische Schule, die wir besuchten, die Viimsi High-School, war eine berufliche Schule, die das Konzept des estnischen Staates in besonderem Maße sichtbar macht, das kein Schüler verloren gehen und ohne einen Abschuss die Schule verlassen darf. Bei einer Gesamtbevölkerung von 1,3 Millionen Einwohner ist dieser Ansatz in besonderem Maße notwendig. Abschließend wurden die Erkenntnisse in der Universität von Tallinn gemeinsam mit dem Kursleiter, Professor Mart Laanpere, evaluiert und besprochen.

Mich persönlich hat die starke Identifikation der Schülerinnen und Schüler mit ihren Schulen ebenso begeistert wie ihre Erziehung zur Selbstverantwortung.

Es war ein hochinteressantes Erlebnis, von den beiden Staaten im Schulsystem zu lernen, die in Europa die besten Ergebnisse in den PISA-Testungen erreicht haben. Auch der Austausch mit Schulleitern aus den verschiedenen europäischen Ländern über ihre Erfahrungen, Vorstellungen und Herausforderungen war sehr inspirierend. Einiges lässt sich sicherlich auch bei uns umsetzen.

Dr. Leonie Fuhrmann

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