Lernen ist sexy!
Bericht über die Erasmus-Fortbildung „Brain based learning: Understanding how students really learn“ in Dublin
Wie kann ich Schülern helfen, Inhalte besser zu verstehen? Wie kann ich die Einstellung der Schüler zum Lernen positiv beeinflussen? Was sind die Strategien, um sich dauerhaft an Gelerntes zu erinnern?
Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Erasmus-Seminars „Gehirnbasiertes Lernen – Verstehen, wie Schüler wirklich lernen“ in Dublin, an dem ich vom 21. bis 25.8. mit elf weiteren Kursteilnehmerinnen aus Estland, Tschechien, Schweden, Italien, Spanien, Frankreich und der Schweiz teilnahm.
Das Seminar war eine bunte Mischung aus theoretischem Wissen, praktischen Übungen und angeregten Austausch der Teilnehmerinnen. Hier eine kleine Auswahl der Inhalte:
The brain: facts and myths
Robert Schwamborn, Doktor der Neurowissenschaften und Leiter des Seminars, stellte uns interessante Fakten rund ums Gehirn vor. So behält man nach der Lernpyramide etwa 5% der Inhalte, wenn man nur zuhört, 75%, wenn man Gelerntes anwendet und bis zu 90%, wenn man andere darin unterrichtet. Kinder (und auch Erwachsene!) sind von Natur aus neugierig. Wenn wir etwas Neues erfahren, wird Dopamin ausgelöst – Lernen ist sexy!


Growth and fixed mindset
Eine große Herausforderung ist es, den Schüler in seiner grundlegenden Einstellung zum Lernen zu erreichen. Satt zu sagen „Ich kann das nicht und will es auch nicht lernen“ (fixed mindset), glauben Kinder mit einem growth mindset an ihre eigene Lernfähigkeit („Ich kann das noch nicht und probiere es aus!“). Statt den Lernweg vorzugeben, sollten Schüler aktiver an der Gestaltung des Prozesses teilhaben, denn wichtiger als das Ergebnis, ist die Anstrengung, es versucht zu haben.
Effective teaching and learning strategies
Welche effektiven Lernmethoden und – strategien können von der Hirnforschung abgeleitet werden? Zum einen ist es wichtig, dass Schüler sich ein neues Thema erarbeiten, indem offene Fragen gestellt werden, anstatt Wissen aus Büchern zu reproduzieren. Abstrakte Inhalte können mit Beispielen veranschaulicht werden, denn an Bilder und Geschichten kann man sich leichter erinnern. Überhaupt ist es vom Vorteil, wenn mehrere Lernkanäle (lesen, hören, sehen und schreiben/malen)
angesprochen werden. Um Gelerntes dauerhaft abzuspeichern braucht es aber auch Techniken des Memorierens, z.B. Lerntagebuch, Mindmaps oder reflektierendes Schreiben und Sprechen.

Looking after your brain and body
Jeder weiß, dass Sport nicht nur die Stimmung hebt, sondern dass man sich anschließend auch besser konzentrieren kann. Kein Wunder, denn Bewegung erhöht sofort den Spiegel von Neurotransmittern wie Dopamin, Serotonin und Noradrenalin. Kurze Aktivierungsspiele im Unterricht helfen Schülern leichter und dauerhafter zu lernen.
Build yourself a digital 2nd brain
Informationen sind die Nahrung für unser Gehirn. Aber genau wie das Essen, das wir zu uns nehmen, sollten wir gut wählen, mit welchen Informationen wir unseren Kopf füttern. Jugendliche, die ziellos TikTok, Instagram und Co. konsumieren, werden unzufrieden, denn sie werden nie genug haben und das, was sie haben, wird nicht gut genug sein. Statt zu konsumieren, sollten wir das Internet zu unserem zweiten Gehirn machen, indem gezielt Fragen gestellt und Projekte verfolgt werden.


The power of habits
Kreative und erfolgreiche Menschen führen häufig ein recht langweiliges Leben. Sie haben feste Gewohnheiten in Bezug auf Essen, Kleidung oder Schlaf, damit sie nicht durch unwichtiges Einerlei von ihrer Konzentration abgelenkt werden. Routinen helfen auch, den Schulalltag ruhiger und effektiver zu gestalten. Etablieren und belohnen Sie gute Routinen, wie z.B. am Ende des Unterrichtes das Material für die kommende Stunde bereitzulegen.
Ein großes Dankeschön an Robert Schwamborn, der das Seminar lebendig und abwechslungsreich gestaltete. Einige der vorgestellten Methoden wie „fishbowl“, „think – pair – share“, „stir the room“ oder „5 thinks“ konnte ich bereits im Unterricht umsetzten.
Christine Präckel