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We are all Special: Inclusion and Support for Students with Special Needs in and out oft he Classroom

Vom 3. Bis 8. Juli 2023 nahm ich in der finnischen Hauptstadt Helsinki am Erasmus-Kurs „We are all Special: Inclusion and Support for Students with Special Needs in and out oft he Classroom“ teil.
Die insgesamt 17 Teilnehmer*innen des Kurses reisten aus Deutschland, Italien, Spanien, Portugal, Kroatien und Griechenland an.

Zu Beginn des Kurses haben wir sehr viel über das finnische Schulsystem erfahren. Uns ist dabei bewusst geworden, wie stark Inklusion in finnischen Schulen bereits etabliert ist. Lehrkräfte sind in Finnland hochqualifiziert und entscheiden selbst, wie sie am besten ihre Tätigkeit ausüben. Zudem arbeiten Lehrkräfte oft in Team zusammen, um noch individueller auf einzelne Lernende eingehen zu können. In finnischen Schulen ist es Gang und Gebe, besondere Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern zu berücksichtigen. Selbst Hausaufgaben werden individuell an die Lernenden angepasst. Im Jahre 2010 wurde das „Three stage support system“ in finnischen Schulen etabliert. Nach diesem System soll individuelle Unterstützung so früh wie nur möglich erfolgen. Es werden drei verschiedene Stufen der Unterstützung unterschieden:

1. General Support, 2. Intensified Support, 3. Special Support
Es findet kein Wettbewerb zwischen finnischen Schulen statt. Alle Schulen haben wenig bis gar keine Abweichungen in ihren Lehrplänen, was eine gute Vergleichbarkeit der Lernenden über das gesamte Land ermöglich und Schulwechsel mitten im Schuljahr weniger problematisch macht.
In zweiten großen Teil des Kurses haben wir uns mit verschiedenen Lerneinschränkungen von Schülerinnen und Schülern beschäftigt. Zu diesen zählen unter anderem Autismus, Asperger-Syndrom, ADHS, Dyskalkulie und LRS. Uns wurde erläutert, wie mit diesen Lernschwierigkeiten umzugehen ist und was wir vor allem von Schülerinnen und Schülern mit Autismus oder dem Asperger-Syndrom lernen können: Sie haben einen einzigartigen Humor, sind ehrlich, fair, haben spezielle Interessen, ein gutes Gedächtnis, einen hohen Fokus und sind sehr detailorientiert. Unterschiede zwischen einzelnen Lernenden können also immer als Chance gesehen werden und nicht als etwas, das es zu korrigieren gilt. Unterschiede können beispielsweise auch verschiedene Arten von Intelligenz sein.

Oft ist es so, dass die mathematische Intelligenz besonders hoch in der Gesellschaft angesehen wird. Allein standardisierte Tests wie der IQ-Test messen hauptsächlich die mathematische Intelligenz. Erweitern wir allerdings das Spektrum, lassen sich weitaus mehr Intelligenzen identifizieren: Musikalische Intelligenz, Interpersonelle und Intrapersonelle Intelligenz, Linguistische Intelligenz, Naturalistische Intelligenz und die Visuelle Intelligenz. Es ist eventuell angebracht, diese Intelligenzen in der Schule ebenfalls zu identifizieren, anzuerkennen und zu fördern.

Wir haben uns zudem in die zentrale öffentliche Bibliothek Oodi begeben, welche nicht nur eine große Sammlung an Büchern beherbergt, sondern auch vielfältige Angebote für Groß und Klein aufweist. Beispielsweise ist es dort möglich, sich ein Tonstudio zu mieten und Musik oder Podcasts in hoher Qualität aufzunehmen. Die Bibliothek ist frei zugänglich und alle Menschen, unabhängig von der Herkunft und vom gesellschaftlichen Stand, sind gleichermaßen willkommen.

Kulturelle Aktivitäten wie die Ausflüge nach Porvoo oder Seurasaari Island sowie der Besuch einer öffentlichen finnischen Sauna durften auf meiner Reise ins wunderschöne Helsinki natürlich nicht fehlen.

Benjamin Biermann

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